Saturday, September 06, 2008

auf klassenfahrt mit: santa claus

heute zum ersten mal das gefühl gehabt, der sommer ist vorbei. die regentropfen platzen auf dem dach vor meinem zimmer, das graue licht vermag mich nicht zu wecken. kalte luft schlägt mir entgegen, als ich die balkontür öffne, um die außenwelt zu begutachten. der wind schlägt die tür mit einem lauten knall zu. dann bleib ich eben drin! der sommer ist eh vorbei!

verweigerungsstimmung. sie ist immer die erste reaktion auf ein unausweichliches schicksal.

eigentlich hätte ich es wissen können. immerhin hat mich finnland gründlich auf den bevorstehenden herbst vorbereitet: 5°C und regen allenortens. die blätter der allgegenwärtigen birken gelb, die menschen vielschichtig verpackt, nachts frost. das ist finnland im spätsommer. während mich lappland noch mit bunten beeren und glänzenden seen entschädigt, ist helsinki weniger nachsichtig und empfängt mich mit vertikalem regen.

genau das richtige, wenn man nach 13 stunden zugfahrt in einer fremden stadt ankommt. morgens um sieben im hotel: mein reserviertes zimmer ist vergeben. tröste mich mit einem munkkiposso, einem riesen-berliner, und einem kaffee am hafenbecken: fett macht glücklich. eigentlich. aber die finnen um mich herum sehen trotz frittier-gebäck auch nicht glücklicher aus. komme zum entschluss, dass alleine-städte-reisen wohl nichts mehr für mich sind... vielleicht bettle ich bei lufthansa um einen früheren flug?

nach dem übertritt des fett-koffein-gemisches in die blutbahn keimt hoffnung auf. ich habe schon andere städte überlebt und dabei genossen! streune klatschnass durch diese stadt, menschen mit kaffeebechern schleppen sich zur arbeit, verkehr brandet gegen ampeln, der tag beginnt. also starte auch ich die routine: hotel finden (tristes hochhaus, weit außerhalb, banlieux, ich suche nach brennenden autos), museen (ausgestopfte tiere, aufgeplusterte kunst), kirchen (die stille beeindruckt mich immer aufs neue), parks, straßen, häuser, wasser. zwischendrin ein fettiges gebäck. sauna, ein kühles bier, hotelbett. na also: geht doch!

vor zwei tagen habe ich noch den weihnachtsmann in lappland besucht und mit abstrusen fragen ins schleudern gebracht. eine hölle aus rentier-mützen, rentier-geweihen, rentier-tassen, plüsch-rentieren, rentier-kühlschrankmagneten. santa-claus-konzern. kein wunder, dass er bei der audienz betrunken war. immerhin muss er ein imperium leiten und gleichzeitig millionen kinder glücklich machen. da würde auch ich zum alkoholiker...

ein besuch beim weihnachtsmann. manchmal muss man eben vollkommen absurde dinge tun. immerhin weiss ich nun, dass er eine maschine besitzt, mit der er die erdrotation anhalten kann. um an weihnachten überall gleichzeitig sein zu können, entnahm ich seinen lallenden erklärungsversuchen. man muss wohl mit der zeit gehen. auch als weihnachtsmann. ich bin der festen überzeugung, dass die elfen am eingang die gesammelten besucherinformationen via bluetooth auf den blackberry des weihnachtsmanns übermitteln, so dass dieser immer perfekt vorbereitet ist. das ist die wahre magie von weihnachten! was soll's! jeder hat doch das recht auf fortschritt.

so war lappland also die passende vorschau zum nahenden winter. weihnachten kann ich dieses jahr gelassen angehen, ich war ja schon da. und was den deutschen herbst angeht, so wartet der flieger nach barcelona bereits auf mich. 30°C und sonnenschein. kontrastprogramm. damit keine zeit bleibt, über den verlorenen sommer nachzudenken.

heute erlaube ich mir noch, dem sommer nachzutrauern: was alles hätte geschehen können und nicht passiert ist. was alles passiert ist und nicht hätte geschehen müssen. das resümee: man hätte öfter am fluss sitzen müssen. und weniger in flugzeugen.

geschrieben mit hilfe von sigur rós - all alright.

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