Sunday, April 30, 2006

sets you free...

...bekommen bei der Videoinstallation "Panorama_Roma/
Panorama_Bologna"
im fabelhaften Mousonturm in Frankfurt.


Das Leben bietet in letzter Zeit gehäuft Gelegenheiten, diese Pille zu nehmen. Sets you free when you're stuck. Das klingt verlockend! Festhängen ist meine Spezialität, freikommen weniger.

Gestern hätte ich sie nehmen können, diese kleine, Erlösung versprechende Kapsel. Anlass war eine dieser WG-Parties, die alle nur zu gut kennen: Gedämpftes Licht, freundliche Atmosphäre, noch freundlichere Musik und kühles Bier in Mengen (nur dass es sich "green lemon" nennt, hätte mir zu denken geben sollen). Und dann die Menschen! Darf man die überhaupt so nennen? Die gab's nämlich nur paarweise, also so mit zwei Köpfen und vier Beinen:

in-sich-verknotet/
Körperteile-aneinander-reibend/
Sätze-gegenseitig-beendend/
sich-einander-durchs-Leben-helfend.

Nennen wir sie "Beziehungseinheiten". Ich möchte an dieser Stelle nicht missverstanden werden: Ich habe nichts gegen Pärchen! Nichts gegen Verknotung oder Reibung! Aber bei den nackten Tatsachen muss man wohl bleiben (dürfen): Zuerst einmal fällt auf, dass diese Einheiten immer die besten Sitzplätze okkupieren (vier Beine brauchen natürlich mehr Platz, insbesondere, wenn sie so unnatürlich verkeilt sind, dass man ein Stoßgebet an seinen Chiropraktiker senden möchte). Höchste Perfektion (oder Perfidie) findet dieses Phänomen in so manchem Großraumkino: Rot beplüschte Pärchendoppelsitze! Nicht nur, dass diese immer an den aussichtsreichsten Stellen installiert sind, fast zwangläufig ist darauf auch immer eine verkeite Beziehungseinheit zu finden; egal wie grausam, banal oder anspruchsvoll ein Film auch sein mag...

Nun, WG-Sofas scheinen verdammt, das Schicksal eben jener Kinositzmöbel zu teilen: Eben noch von harmlosen (weil individuellen) Mitbewohnern TV-guckend belungert, werden sie quasi im Handumdrehen von verpaarten Partygästen überfallen und besetzt. Nicht, dass wir uns nicht redlich um die Verteidigung bemüht hätten, aber auf dem obligatorischen Küchenstuhl Ivar ist nun mal kein Platz für zwei Hintern. Die feindliche Übernahmestrategie ist immer gleich: Selbst das hartgesottenste Individuum hälte es nicht lange neben einem schmatzenden, kichernden, flüsternden Siamesischen Beziehungszwilling aus. Also wirklich: Irgendwann ist das auch das schalste green lemon-Bier leergetrunken (hat ja nur 2 Vol%) und als Single kann man nicht eben mal eine Untereinheit zum Bierholen abkoppeln. Ach was! Die trinken ja noch nicht mal Bier: "Lieber eine Cola, mir geht's heut' schon den ganzen Tag nich' so..."!

Und so ist man dann zwar alsbald im Besitz eines neuen Chlorophyll-haltigen Biermischgetränkes, hat aber zugleich einen wertvollen Sitzplatz verloren. Da hilft auch Chlorophyll nicht weiter, liebe Bierbrauer! (Es sei denn, es ist eine sonnige Gartenparty. Aber da liegt man eh besser im Gras.) Entwickelt lieber mal ein Getränk, dass die Pärchen auseinander zwingt und endlich mal wieder die Freuden der Individualität erleben läßt. Mir schwebt da etwas vor, das Küsse so schlecht schmecken läßt (eventuelle mit einem Plus an Mundgeruch), dass körperliche Nähe über ein normales Maß hinaus unerträglich wird! Wenn's nur ein Bierlänge dauert, wäre damit so manche Party gerettet...

Meine Party blieb unerrettet. Und das obwohl der vorrätige Tequilla fast alle der eben genannten Eigenschaften in sich vereint. Aber den hab' ich dann selbst getrungen und die anderen verschreckten Einzelkollegen. Die Pärchen sind lieber bei Cola geblieben. Hätte ich nur die Pille genommen...

geschrieben mit hilfe von: bloc party - "tulips" und editors - "distance"

Friday, April 28, 2006

Kobaltblaue Pillen?

Nein! Ich brauche (noch) kein Viagra, auch wenn mir das jeden Tag unzählige Menschen mit lustigen Namen (heute: Dr. Steven Swartson) per Mail weismachen wollen! Auch wenn mein Blogname dies vielleicht suggeriert mag. Falsch gedacht! Ich zähle mich auch nicht zur Gemeinde der Star Treck-Fans und bete den blau uniformierten Dr. McCoy aka Pille (Lieblingszitat: "Er ist tot, Jim!") an. A propos: Gibt es überhaupt noch Treckies? Und habe ich mich jetzt durch Kenntnis des McCoy-Zitates doch in die Star Treck-Ecke katapultiert? Au, bloggen scheint doch nicht so unverfänglich zu sein...

...obwohl: Das mit der Verfänglichkeit von blogs habe ich bereits vor einiger Zeit hautnah miterleben dürfen. Meinen ersten Blogkontakt habe ich Andrea Diener zu verdanken, die mit ihren Reisenotizen aus der Realität angenehm aus dem Bloghype hervortritt. Das mit der Verfänglichkeit durfte ich dann in Zusammenhang mit etwas, das ich Kunkel-Gate nenne, lernen. Stichwort: Mediale Parallelwelt. Das war schon alles ziemlich surreal und unschön, aber ich möchte hier jetzt wirklich keine alten Wunden lecken oder neu aufreißen...


Zum Thema "Kobaltblau" spricht das allseits beliebte Orakel der Neuzeit und nicht minder zuverlässige Wikipedia: "Nur wenige Farben besitzen eine solche Ausstrahlung und Anziehungskraft für den Menschen wie dieses Blau." Und was ist mit Tieren? Also ich bin noch nie auf kobaltblaue Blüten aufgesprungen, Bienen hab' ich das schon tun sehen! Aber wer möchte (oder traut sich) schon an DER Informationsquelle unserer Generation zweifeln? Nun, das Generationsthema lege ich wohl besser schnell zurück in die Schublade, in der ich schon Franz Müntefering, Florian Illies und Anna Lührmann gefangen halte. Und da bleiben die auch erstmal drin, zwecks rentenversicherungstechnischer Sicherheitsverwahrung. Und überhaupt: Ich bin keine Generation, ihr auch nicht und wir schon gar nicht! Und Golf will und werde ich auch nicht fahren...