Friday, March 21, 2008

städel im stadel

der karfreitag zeichnet mir einen ölschinken in den erholsam einsamen doktorandenstadel:


fotografiert mit hilfe von architecture in helsinki - tiny paintings.

Saturday, March 08, 2008

ver(un)sichert

mittwoch war ein tag der veunsicherung. das ist mir allerdings erst heute aufgefallen, als ich jan seghers las. auch er scheint verunsichert und dies anläßlich seiner lesung zur eröffnung der ausstellung "absolut privat - vom tagebuch zum weblog" im frankfurter kommunikationsmuseum. ob das denn ginge, ein blog vorzulesen, ob das bei den vom leser zum zuhörer mutierten menschen überhaupt ankomme, fragt er sich.

lieber herr seghers, ich darf gestehen, dass sie mich eher in anderer hinsicht verunsichert haben: und zwar mit ihrer aussage, dass sie bloggern, oder autoren, wie sie sie nennen, mißtrauen, die nicht regelmäßig veröffentlichen. an denen würden sie schlagartig das interesse verlieren, weil so richtig ernst könnten die es ja nicht meinen. das hat gesessen! ein treffer mitten ins schlechte gewissen jedes faulen autors, diesen hier eingeschlossen.

ja, sie haben recht! abgesehen von ein ein paar fotostrecken habe ich hier nix vollbracht, in der letzten zeit. aber ich möchte ihnen, lieber herr seghers, nichts vorheulen von zu viel erwerbsarbeit, freizeitstress, networking und all diesem mist, sie sind ja auch ein vielbeschäftigter mensch, nehme ich an. und was kann man schon erzählen, aus einem einförmigen leben voller reagenz- und biergläser?

verunsichert haben mich auch die vielen menschen auf der austellungseröffnung. 457 gäste haben dienstbeflissene praktikantinnen gezählt, ich kannte nur tine und andrea, erstere mitkuratorin der ausstellung, letztere lebendes ausstellungstück. beide konnte ich nur von der empore aus betrachten, denn ich war umringt von, sagen wir mal, kulturmenschen. mit ihren schlampig-chicen klamotten, großen brillen, absichtlich unordentlichen frisuren und lässigen gesten verunsichern diese mich grundsätzlich, da können die gar nix für.

ich frage mich, worüber die die ganze zeit plaudern und finde sie ziemlich unhöflich, denn immerhin erzählt unten gerade ein kunsthistorikerin (unterstelle ich mal) von der "veortung des selbst im world wide web". diese phrase kann selbst ich nicht mehr hören, aber ständig reinquatschen würde ich trotzdem nicht, denke ich. und: wie anstrengend das wohl sein muss, wenn man zu 24-stunden-dauer-power-networking gezwungen ist. alle hier sind ja freunde und können einem irgendwann nutzen, und irgendwie wichtig sind ja eh alle.


naja, wenn ich ständig pleite und auf der jagd nach dem nächsten job auf stundenbasis (= "projekt) wäre, würde ich das wohl auch so machen müssen, denke ich nachsichtig und bin froh, dass naturwissenschaftler in der regel doch eine kleine kommunikationsstörung haben. das macht wenigstens das ganze gequatsche überflüssig, da schreibt man sich eine mail mit einem halbsatz oder ein post-it und versteht sich und arbeitet weiter. und wenn man quatscht, dann muss man keinen prosecco trinken, sondern bier und muss sich keine freunde (= potentielle arbeitgeber) machen. aber dies soll ja keine ode an den naturwissenschaftler werden, die sind ja auch nur kaputt, auf ihre art. keine ahnung, wie ich mich in diese kategorien einordne. auch das verunsichert mich von zeit zu zeit.


verunsichert haben mich auch die beiden 9. klassen, denen ich versucht habe, mein forschungsfeld näher zu bringen. 14-jährige mädchen am mittwoch morgen. realschule. wollten oder sollten mal die uni sehen (wünscht sich der elternbeirat), damit sie merken, dass sich das abi lohnt. schlimmste erwartungen meinerseits. schnell noch das niveau der präsentation runterschrauben: pubertär in der realschule, denke ich. die haben doch eh die kopfhörer auf, wenn ich rede, und hören den kuschelsong (sagt eine befreundete lehrerin) oder gucken dsds auf ihren super-handys mit pinken strass-applikationen. ok, man könnte das auch vorurteile nennen...

verunsichert haben sie mich dann tatsächlich, denn ich stehe vor ihnen und sie sehen aus, wie in meinen schlimmsten träumen: die kleinen gesichter überbordend geschminkt, die blondierten und geglätteten haare in wilde formen gefönt, sitzen sie im seminarraum und spielen nervös-gelangweilt mit ihren rosa kulis. bei mir wecken sie urängste, schweißränder entstehen auf meinem bewußt jugendlich gewähltem pulli. über meine pädophobie spreche ich nur ungern.

und dann erzähle ich einfach, so wie immer, es dauert zwei sätze, dann bin ich in fahrt. spätestens bei der frage, was eisbär knut mit gore-tex-jacken zu tun hat, habe ich sie! und sie hören aufmerksam zu, schreiben mit, stellen fragen, machen fotos von mir; diese kleinen gören, die aussehen, als würden sie gern nachts in der u-bahn rentner verprügeln (wer würde das nicht gern mal tun?). meine verunsicherung ist dahin, dagegen sind sie verunsichert, als ich ihnen erzähle, dass die die sinkende spermienqualität der männer mit all den chemikalien zusammenhängt, die wir so in die umwelt freisetzen. kichern in den hinteren reihen.

auch frau dr. bohrmann kichert, als ich verunsichert auf ihrem zahnarztstuhl kauere und erkläre, ich sei ja schon mal froh, überhaupt eine krankenversicherung zu haben. naja, eigentlich bin ich ganz gut ohne ausgekommen. sagte helmut kohl damals nicht immer, das soziale netz sei so eng, dass keiner durchfällt? das sollte der mal der tkk erzählen. frau dr. bohrmann entfernt zahnstein, das ist ihr beruf, und sagt: "sie sind eher der kariestyp!" auch das verunsichert mich! die menschheit in zahnarztkategorien: parodontose-typen, amalgam-typen, kronen-typen, kukident-typen. "die zahnseide muss ihr freund werden", sagt die bohrmann während sie mir ihren zahnsteinhaken ins zahnfleisch rammt. ich würde diesen schmerz jeder 9. klasse vorziehen! "schließen sie doch eine zahnerhaltversicherung ab, das lohnt bei Ihnen", rät sie. klar, ich bin ja auch einer dieser kariestypen mit sinkender spermienqualität. einen vorteil hätte das ganze: zumindest auf dem zahnarztstuhl wäre ich dann versichert verunsichert.

geschrieben mit hilfe von boy omega - safety net.