Wednesday, August 30, 2006

meteorolgie für fortgeschrittene

heute habe ich in einem buch von nicolas bouvier etwas gelesen, was mich traurig macht. er sagt, auf reisen erfülle einen die welt mit all ihren farben. anschliessend bliebe nur leere zurückläßt. und diese leere sei die wirklichkeit unserer existenz. traurig ist es eigentlich nicht, was der schweizer schreibt, nachdem er zwei jahre mit seinem fiat topolino durch die welt gezogen ist. nein, es ist wahr. aber wenn leere wahrheit ist, darf man das wohl ein wenig traurig finden.

so ist es also die leere, die die welt in mir zurückgelassen hat. oder war die schon immer da und macht sich erst nach meiner kontrastreichen reise bemerkbar? denkt man deshalb, direkt am heimatflughafen angekommen, dass hier alles so grau ist? vielleicht ist man es eigentlich selbst, der grau geworden ist?

und leer fühle ich mich nun tatsächlich. sie haben recht herr bouvier, auch wenn ich nicht den topolino genommen habe, um mich in den grossen farbeimer zu stürzen. genau wie sie denke ich, irgend etwas muss doch zurück bleiben, muss diese reise doch verändert haben in mir, muss ich doch geändert haben an mir. finden kann ich es nicht, also muss es entweder sehr klein sein oder nicht existieren. würde man die leere suchen, und das sage ich jetzt ausnahmsweise mal als wissenschaftler, würde man sie wohl ebenso beschreiben.

aber ist innere leere eine krankheit? die symptome:
keine energie mehr für gespräche, weil man sie schon so oft geführt hat,
keine lust mehr auf scherze, weil man die zu oft gemacht hat,
keine vertrautheit mehr, weil es die eh nicht gibt,
kein sarkasmus mehr, weil der eh nicht hilft,
keine parties mehr, weil es zu abgedroschen ist, morgens allein im regen heim zu gehn,
auch keine traurigkeit mehr, weil abgedroschen ist die schon lang.

dafür gewonnen: mehr fernweh, mehr melancholie, vor allem aber mehr gleichgültigkeit. indifférence, camus wäre stolz auf mich. aber der ist auch kein arzt. und zeige mir einer einen arzt, der wirklichkeit kurieren kann!

die mitbewohnerin sagt lax: "ist alles der regen!" kachelmann-kur! wetter-aufhellungs-pillen! tornado-therapie! gepriesen seien die wetterfühligen! mir juckt nicht mal der kleine zeh. aber mir kommt ein schlimmer verdacht: hoffentlich ist die innere leere nicht ausgelaufen und verursacht nun ein meteorologisches dauertief! das wollte ich nun wirklich nicht!

geschrieben mit hilfe von denison witmer - are you a dreamer?

2 comments:

Anonymous said...

"In den Suttas spricht der Buddha von den 8 Weltgesetzen (Gewinn und Verlust, Ehre und Verachtung, Lob und Tadel, Freude und Leid) an denen man ihrer Vergänglichkeit wegen nicht hängen soll."

Anonymous said...

hinter jeder leere steckt ein name. den zu finde ist ein manchesmal ein langer weg, doch ist sie erst einmal benannt, dann ist sie überwindbar und die farben kehren ins leben zurück. wegrennen rettet nicht vorm aufgesaugt werden, sich ihr entgegenstellen ist die devise.