Thursday, July 06, 2006

die welt aus sicht eines donuts

vang vieng ist nun wirklich keine dekadente stadt, eher ein kleines fischerdorf am braunen xong-fluss mitten im laotischen nirgendwo. die einzige aufregende sache ist vielleicht die alte amerikanische landebahn, lima sit 6, die waehrend der zahlreichen kriege ausgiebig genutzt wurde. heute ist das der leicht ueberdimensionierte busplatz des dorfes...

ein wenig dekadent habe ich mich aber schon gefuehlt, in vang vieng. nicht in hinblick auf die laoten, sondern eher im gedanken an das fussball-verwuestete deutschland. an dem tag als das land der neu erbluehenden schwarz-rot-goldenen flaggen vermutlich in kollektiver heulkraempfen verharrte, habe ich tubing praktiziert. vermutlich hat die kanzlerin ("that girl that accessed power", beschreibt sie ein lustiger kanadier) gerade staatstrauer verhaengt, als ich also in einen alten traktorreifen ein paar kilometer aufwaerts steige und mich dann gemaechlich den fluss hinabtreiben lasse. vorbei ein 300 m hohen kartklippen mit bergregenwald und ein kuehlen beer lao in der hand. "the best bar of the world" sagt ein reifenkollege und er hat recht! in regelmaessigen abstaenden wird man mit bamusstoecken aus dem wasser gefischt und kann in kleinen bambus-bars noch mehr bier trinken. aber auf dem wasser macht es am meisten spass (in deutschland waere das wahrscheinlich durch 10 gesetze und verordnungen verboten). also treiben wir durch stromschnellen im warmen wasser und lassen die welt vorbeiziehen, die bereits ohne auf einem donut zu sitzen surreal genug ist. wenn das nicht dekadent ist...

... getruebt wird das erlebnis von einer geschichte, die schnell de runde gemacht hat im dorf (ich habe bis heute 3 verschiedene versionen gehoert): am tag vor meinem tubing-abenteurer ist ein koreanisches maedchen im fluss ertrunken, als sie an einer der bungee-stellen in den fluss gesprungen ist. ich hab die stelle gesehen, und wenn ich nicht richtig schwimmen koennte (so wie sie) waere ich da nicht runter gesprungen. schlimmer unfall also - und umso schlimmer, dass am naechsten tag leute an diesem platz sassen und das gleiche gemacht haben, natuerlich mit bier in der hand...

und um noch mehr lebensgefaehrliche zu erzaehlen: am selben tag habe ich noch einen ausflug mit dem mountainbike gemacht und bin durch diese wundervoll gruenen reisfelder und traumhaften berge zu einer hoehle mit einer tuerkisen lagune geradelt. ich hatte natuerlich meine taschenlampe vergessen, habe aber zum glueck ein paerchen mit ebensolcher am eingang getroffen. was folgt ist eine mischung aus jules vernes reise zum mittelpunkt der erde und indiana jones. stundenlang durch schlamm, wasser, enge gaenge, ueber spalten, deren grund man nicht sieht und durch hoehlen, so gross wie kathedralen. toll! auch wenn wir die ganze zeit ueber near-to-death-erfahrung witzeln...

nach ein paar stunden bei einem bier an der lagune im stroemenden regen merken wir dann, dass wir alle aus deutschland sind! ich dachte, ich erkenne die deutschen am akzent-besetzten englisch! aber hier haben mich eine englisch-lehrerin und ein deutschfranzose an der nase herumgefuehrt! wir dachten gegenseitig, wir seien aus den niederlanden! das kann ich dann in eine reihe stellen mit israel, canada und schweden, den laendern meiner vermuteten herkunft bisher... nun, wir hatten noch einen netten tag zusammen und ich habe den beiden dann auch noch zwei meiner vielen mallerone-packungen verkaufen koennen, die hier eh nur unnuetzer ballast sind.

also deutschland: trauer ade! ignoriert all die gesetze, schmeisst die aengstlichkeit ueber bord, klaut traktorreifen und ab in die fluesse!

geschrieben mit hilfe von clap your hands say yeah - upon this tidal wave of young blood

2 comments:

Anonymous said...

lieber martini,

dein wort in gottes ohr! angstbefreites "tubing" im main und man wird das leben wieder schätzen lernen...


liebe grüße

triz

martin said...

das waere doch mal ein korrekter plan fuer den naechsten ak-betriebsausflug, oder?!?