Sunday, June 08, 2008

trinationales teestündchen

es ist 03.12 uhr ortszeit daheim und ich habe meinen samstag abend zusammen mit dem cheffe (ja nicht nur eva hat einen) in einem diner in boston verbracht: mit einer gigantischen pizza (das einzig vegetarische essen hier, als ob ein kilogramm käse mit zwiebeln vermischt als vegetarisches essen durchgingen), zwei menschen, die schlechte live-musik machen, 3 dinner-typisch schnodderigen bedienungen, 4 schalen bier, 6 spuren highway vor den milchig-dreckigen fenstern und 32 (!) flimmernden fernsehern (von denen jeder ein anderes programm zeigt).

und so switchen unsere augen zwischen "findet nemo", "das schweigen der lämmer" und hillary auf cnn, unsere hände greifen nach pizza und bier, unsere ohren hören mal die band, mal die gespräche am nachbartisch, mal die viel zu lauten fernsehshows, unsere gespräche schalten um zwischen der bevorstehenden konferenz, schief gelaufenen experimenten, noch viel schiefer gelaufener personalpolitik und den fernsehshows, meine gedanken schweifen zwischen: diese medium pizza darf doch nicht 50 cm durchmesser haben, verortungsproblemen (wo bin ich hier überhaupt) und einordnungsproblemen (was mache ich hier überhaupt).

zuhause ist es jetzt 03.46 uhr. ich habe gerade eine (vorsichtig gesagt) betrunkene neuseeländische mutter kennengelernt (deren tochter sie deshalb peinlich berührt anschrie) und einen schottisch-stämmigen bostoner (der mir das prinzip melting pot erklärt hat). und - natürlich- kennt er jemanden in deutschland (clemens), den ich leider nicht kenne (wie kann das nur sein). eigentlich mag ich es nicht, wenn sich vorurteile bestätigen. aber manchmal ist das wohl unumgänglich. und ice ist er schon mal gefahren, von ulm nach frankfurt. schnell war das, schwärmt der us-schotte, und v.a. leise. also ich war noch nie in ulm, auch nicht mit dem ice...

anlass des spektakels, hier im four points hotel, ist die hochzeit von joey und maria. das weiss ich nicht etwas von der betrunkenen neuseeländischen mutter oder dem ice-bostoner, sondern von dem überlebensgroßen, neonbeleuchteten schild vor der tür.


alle sind betrunken hier und streiten auch gern, denn es ist eine italienische hochzeit. weil ost-boston nämlich italienisch ist, weiss der zugfahrende schotte, der auch gern mal einen single malt hebt. man muss doch seine herkunft pflegen! keine ahnung, warum ihr deutschen da so verklemmt seid, sagt er. ich spüre den ice der geschichte an mir vorbeirauschen. für die deutschen fährt dieser zug wohl langsamer als für andere...

und das ist dann auch das schöne daran: eine trinationale hochzeit (also italien, neuseeland und schottland) hier in boston, eine boston tea party quasi. neu aufgelegt mit single malt whiskey, der nicht ins meer, sondern in die kehlen geschüttet wird. und da sich offensichtlich alle mit allen streiten, bleibt dann wenigstens doch alles beim alten...

1 comment:

martin said...

gerade hat mir marry beim rauchen ein geheimnis verraten: fake wedding, lautet das stichwort! wie konnte es anders sein, wir sind ja hier, im land der großen show.

nur dorthe, die neuseeländische mama, darf vom schwindel nix erfahren. die glaubt nämlich immer noch, dass sie mit ihrer tochter auf der hochzeit einer freundin ist. der whiskey und die illusionen... immerhin hat sie gerade mit dem pastor getanzt.