Saturday, April 28, 2007

erkenntnis, sehr niedrig dosiert

>das schönste glück des
denkenden menschen ist
das erforschliche
erforscht zu haben
und das unerforschliche
ruhig zu verehren<


so steht es über dem notausgang (!) des großen hörsaals geschrieben, in dem ich derzeit die hochsommerlichen tage in der hauptstadt zubringe. das soll wohl erbaulich wirken, in all dem powerpoint-masaker!?! was powerpoint ist, wusste der sprücheklopfer (vermutlich mal wieder der olle schwafelkopf goethe) selbstverständlich damals noch nicht, sich kannte er aber endlos lange vorträge (in goethes fall dann eher monologe).
wie dem auch sei, die vorträge auf "meiner" tagung sind zwar zahlreich, aber endlich und auch nicht langweilig, dafür - sagen wir es vorsichig - in einigen fällen sonderbar. und bei über 10 davon pro tag, sei es dem autor/auditor erlaubt, abzuschweifen und sich der wanddekoration zuzuwenden. und erbaulich ist die keinesfalls: gerade folgendes zeigen nämlich alle vorträge auf eindrucksvolle weise:
1. nicht immer ist man von denkenden menschen umgeben (siehe anwesende lobbyisten).
2. nicht immer ist man selbst ein denkender mensch (siehe u.a. bemühung, die augen beim thema "Decreased testosterone concentration in workers with occupational exposure to Di-n-butyl Phthalate" offen zu halten)
3. das erforschliche haben wir noch lange nicht erforscht (wir streiten ja immer noch darüber, ob phthalate eher über die nahrung oder hausstaub aufgenommen werden! gibt es nichts besseres zu tun?).
4. und am wichtigsten: wo ist überhaupt die grenze zwischen erforschlichem und unerforschlichem? oh, dr. faustus steh mir bei! verweile doch, erkenntnis, denn du bist so schön?
5. ganz persönlich zum thema: ich werde niemals ruhig vor einer pet-flasche verweilen können, ohne mich zu fragen, welche substanzen im kern meines ganz privaten pudels stecken. ok, ich verehre die verpackungen schon ein wenig, aber ruhig tue ich das gewiss nicht.

was bleibt ist der notausgang direkt zurück ins labor (ja nicht ins wahre leben) oder (so habe ich das heute gemacht) ein bier mit mephistoph zu heben (nicht als pudel, sondern in form von gleich 5 industrievertretern, vgl. 1.). oh augenblick verweile nicht, denn es warten noch viel absurdere augenblicke auf mich!


geschrieben mit hilfe von midlake - van occupanther

1 comment:

martin said...

addendum: natürlich hieß der vortragssaal der max-planck-gesellschaft "goethe-saal", wi ich hinterher erfahren durft. war ja klar.